Die richtige Ausrüstung
Eine gute Pilztour beginnt mit einer guten und ordnungsgemäßen Ausrüstung. Ihre Kleidung sollte bequem sein. Des Weiteren sollte der Wald nach Möglichkeit nur mit langen Klamotten und festem Schuhwerk betreten werden. Des Weiteren ist Kleidung mit dezenten (am besten Herbst-/Tarnfarben) Farben zu wählen; auf jeden Fall ist rote Kleidung zu vermeiden. Zu einer ordnungsgemäßen Ausrüstung gehören zudem ein kleines Küchenmesser mit einer scharfen Kante und einen Brotkorb.
Aktuelle Literatur
Anfänger sind gut beraten etwas Fachliteratur (Pilzbuch) mit zur Tour zu nehmen. Es ist darauf zu achten, dass man mit aktueller Literatur unterwegs ist (max. 3 - 4 Jahren). Immer wieder kommt es vor, dass jahrelang essbare Pilze plötzlich als giftig eingestuft werden. Anfang des Jahrtausends hat es z. B. der populäre Grünling getroffen. Dem marktfähigen Pilz konnte auf einmal das Auslösen eines tödlichen Muskelschwundes nachgewiesen werden. Der Pilz hat bereits einige Todesopfer gefordert. In allen alten Pilzbüchern ist dieser Pilz als essbar ausgewiesen. Anfänger sollten ein Pilzbuch einsetzen, das auch immer die giftigen Doppelgänger eines Speisepilzes aufführt. Das Pilzbuch sollten Anfänger so einsetzen, dass man die Verwechslung zu einem giftigen Doppelgänger ausschließen kann und nicht dazu um einen unbekannten Pilz (als essbar) zu bestimmen.
Theorie lernen
Bevor Sie zur ersten Tour aufbrechen, sollten Sie sich zumindest grundlegend mit der Theorie beschäftigen. Ein gutes Pilzbuch einmal komplett durchzulesen ist immer sinnvoll und hat einen sehr großen Lerneffekt. Prägen Sie sich dabei die Pilze ein, die tödlich wirken können. Daneben ist es sinnvoll die Rubrik der Giftpilze mal durchgeblättert zu haben. Nehmen Sie davon Abstand, alle 5.000 Pilze kennenzulernen. Alle Pilze kennen auch nur die wenigsten Pilzkenner. Die meisten Pilzsucher haben sich auf einige Arten spezialisiert und kennen hier auch die giftigen Doppelgänger. Diese Taktik wird von den meisten Pilzsammlern gewählt.
Schauen Sie sich auch an, wann ihre bevorzugten Pilze wachsen. Pilze gibt es zwar ganzjährig; aber besonders für Anfänger werden Touren außerhalb der Hauptsaison meist sehr ernüchternd (mit nicht einem gefundenem Exemplar) enden. Am besten man beginnt Ende August / Anfang September wenn die Außentemperaturen meist unter 25 Grad liegen. Des Weiteren sollte man die ersten, größeren Regengüsse abwarten. Danach noch ein paar Tage warten und Ihre erste Tour mit guten Erfolgsaussichten kann beginnen.
Beginnen mit Röhrenpilzen oder Bovisten
Anfänger sollten sich auf Röhrenpilze und ggf. auf Boviste beschränken. Von diesen Arten gibt es äußerst wenige Giftpilze. Bei den Bovisten gilt, dass alle Sorten essbar sind, solange das Fleisch noch schön weiß und fest ist. Der giftige Kartoffelbovist ist innen schwarz. Auch bei den Röhrenpilzen gibt es wenige und nicht so arg gefährliche Giftpilze. Der bekannteste und verbreiteste ist dabei der Satansröhrling (schauen Sie sich einfach dieses Exemplar mal an). Ansonsten besteht die größte Gefahr einen Gallenröhrling zu erwischen. Dieser zerstört zwar evtl. den Geschmack Ihrer Pilzmahlzeit; ist für den Konsumenten ansonsten aber ungefährlich. Nehmen Sie am Anfang auf jedenfall Abstand von Pilzen mit einer Knolle, weißen Lamellen und Pilzen, die in Bücheln auf Baumstümpfen wachsen.
Richtig abernten
Ein Pilz wird entweder dicht über dem Boden mit einem Messer abgeschnitten oder ggf. (auch zur späteren, genaueren Untersuchung) ganz SANFT herausgedreht. Pilze werden niemals aus dem Boden gerissen oder einfach umgetreten. Das hat kein Pilz verdient. Alte, stark angefressene oder aus sonstigen Gründen verdorbene Pilze dürfen Sie im Wald stehen lassen. Durch Abgabe von Sporen können diese Exemplare nämlich ihrem eigentlichen Sinn (Arterhaltung) noch gerecht werden. Treten Pilze in Gruppen oder in Hexenringen auf, ernten Sie bitte NIEMALS den kompletten Pilzwuchs ab. Diese Art der Aberntung hat den Pfifferling schon an den Rand des Aussterbens gebracht. So etwas muss nicht sein.
In Maßen ernten
Es macht keinen Sinn einfach soviel zu ernten, wie irgendwie möglich ist - auch wenn es oft verlockend ist. Checken Sie im Vorfeld ab, wer und wie viele ggf. an einer Pilzmahlzeit teilhaben möchten und passen Sie Ihre Sammelmenge Ihrem Bedarf an. Es macht keinen Sinn drei Pilzkörbe für zwei Personen voll zu machen. In Maßen zu ernten schont die Umwelt. Pilze verderben schnell und es wäre doch ärgerlich das Meiste der "Beute" wegwerfen zu müssen.
Im Wald bewegen
Gehen Sie nicht alleine in den Wald, denn hier kann man schneller verunglücken, wie man denkt. Wilde Tiere, wie z. B. Wildschweine stellen dabei noch die abstrakteste Gefahr dar. Pilze findet man am besten fernab von Waldwegen. Hier kann man schnell stürzen oder schieftreten. Ein Handy ist dann zwar oft hilfreich, an vielen entsprechenden Stellen werden Sie aber einfach keinen Empfang haben. Wenn Sie sich selbst nicht mehr fortbewegen können, befinden Sie sich sehr schnell in erheblicher Lebensgefahr. Eine menschliche Begleitung ist immer besser und sicherer um Hilfe zu rufen (als ein Handy). Weiter bewegen Sie sich bitte möglichst leise und schonend im Wald. Tiere werden sich durch die Anwesenheit von Menschen schon genug gestört fühlen - man muss es durch lautes Rumgeschreie nicht noch schlimmer machen. Des Weiteren sollten Sie darauf achten, wo Sie hintreten und wie Sie sich fortbewegen. Kleine Pflanzen oder ungeliebte Pilze möchten auch leben und nicht tot getreten werden - das Gleiche gilt ggf. für kleine Tiere. Auch Äste von Bäumen müssen nicht abgerissen werden und beim Gehen muss auch nicht der ganze Boden aufgerissen werden (passiert schneller als man denkt, wenn man nicht aufpasst).
Zecken und andere Gefahren
Eine sehr hohe Gefahr geht von Zecken aus. Wenn Sie regelmäßig Pilze sammeln möchten, sollten Sie unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt bzgl. einer Zeckenimpfung halten. Nach einer Pilztour (generell einer Tour im Wald) ist die Untersuchung nach Zecken PFLICHT (ich selber habe letztes Jahr keine Tour ohne Zecken überstanden). Besonders der Kopf sollte untersucht werden. Ein Lieblingsplatz von Zecken ist übrigens in den Kniekehlen. Aber auch zwischen den Pobacken (sehr unangenehm zu untersuchen :-)) oder Zwischen den Beinen fühlen sich diese Tiere wohl. Eigentlich habe ich auch schon überall auf meinem Körper eine Zecke gefunden. Direkt nach der Pilztour sind die Zecken in der Regel noch leicht zu entfernen. Wenn Sie sich bereits in die Haut eingefressen haben gibt es häufig nur noch den Weg zum Arzt. Von den wenigsten Zeckenbissen geht eine wirkliche Gefahr aus; wenn man Pech hat können diese aber dennoch fatale Folgen haben. Zecken können böse Infektionen übertragen (z. B. Hirnhautentzündung). Ein Arzt sollte solche Infektionen auschließen oder ggf. frühzeitig ein Gegenmittel verabreichen können. Wie gesagt, unterschätzen Sie diese Gefahr NICHT.
Eine weitere Gefahr stellt der Fuchsbandwurm dar. Eine Infizierung hat einen tödlichen Ausgang, wobei man sich nur durch den Genuss von rohen Waldfrüchten infizieren kann (z. B. Waldedbeeren, Pilze etc.). Pilze sollten generell nicht roh gegessen werden. Eine Geschmacksprobe ist Anfängern sowieso nicht zu empfehlen und sollte schon aufgrund des Fuchsbandwurmes unterlassen werden.
Eine ebenfalls nicht zu unterschätzende Gefahr sind stechende Insekten. Stechmücken sind dabei mehr lästig als gefährlich. Hornissen begegnet man auch eher selten und wenn, sind sie meist nicht angriffslustig. Natürlich sollte man sich von den Nestern und damit dem Nachwuchs fernhalten. Eine wirkliche Gefahr stellen aber die Wespen dar. Die Nester von Wespen befinden sich meist in der Erde. Schnell ist ein solches Nest übersehen. Kommen Sie zu nah werden die Wespen angreifen. In diesem Fall hilft dann nur noch wegrennen. Generell wird man zur Hauptsaison von Wespen immer wieder belästigt, während man Bienen und Hornissen eher weniger begegnet.
Wilde Tiere, wie z. B. Wildschweine oder tollwutinfizierte Tiere können eine Gefahr darstellen; allerdings eine eher geringe, da man in der Regel äußerst selten oder gar nicht mit solchen Tieren in Berührung kommt.
Nehmen Sie generell immer Ihr Handy mit auf Tour; am Besten ist zudem ein menschlicher Begleiter.
Anzeige
Online Geld verdienen mit bezahlten Umfragen
Mit Pilzen richtig umgehen
Durch den falschen Umgang mit Pilzen können Sie sogar essbar Pilze giftig machen (Sekundärvergiftungen). Pilze sollen möglichst locker (also nicht zerquetscht) im Kühlschrank gelagert werden. Pilze werden luftig gelagert, damit sie nicht austrocknen. Daneben sollten Sie kühl und nicht zu lange gelagert werden (bei 0 Grad max. 3 Tage). Feuchtigkeit kann Pilze schimmeln lassen. Pilze können zwar eingefroren werden (ca. 6 Monate); man sollte sie aber zuvor zumindest blanchieren. Verdreckte Pilze werden mit Messer und Tuch gereinigt. Nur wenige Exemplare (z. B. Krause Glucke) sollten unter Wasser gehalten werden. In einer Plastiktüte haben Pilze nichts zu suchen. Ebenso wenig sollten Pilze lange an warmen (und feuchten) Orten gelagert werden, wie z. B. im Auto. Verdorbene Pilze können zu einer gefährlichen Sekundärvergiftung führen. Matschige, stinkende und schimmelige Pilze haben nichts in einem Kochtopf zu suchen.
Pilze richtig zu putzen ist ein nicht zu unterschätzendes Thema. Man sollte sie direkt (im Wald oder Wiese) an Ort und Stelle vorputzen. D. h. größte Verunreinigungen durch Erde, Gras oder "Waldgegenstände" werden sofort bei der Ernte entfernt. Das Gleiche gilt für "wilde" Tiere, wie z. B. Schnecken oder Käfer. Die Schittstelle am Pilz wird direkt auf Wurmbefall untersucht. Insofern Sie Wurmstiche erkennen können, entfernen Sie am besten schon mal den Stiel - evtl. haben die Würmer noch nicht den Hut erreicht. Ggf. sind die Stellen mit Wurmbefall so lokal, dass sie entfernt werden können und man nicht den ganzen Pilz zurücklassen muss. Nach einer Pilztour sollte man möglichst schnell die abschließende Putzsession durchführen. Lokaler Tierfraß und Wurmfraß kann entfernt werden. Bei zu großem Befall sollte der Pilz nicht mehr verwendet werden. An dieser Stelle sollte man Pilze noch einmal auf eine Verwechslung überprüfen.
Der Blick des Pilzexperten
Besonders Anfängern soll empfohlen sein, die Pilzernte bei den ersten Touren von Pilzkennern überprüfen zu lassen. Es gibt entsprechende Beratungsstellen oder vielleicht kompetente Bekannte. Gute Pilzexperten werden Ihnen die Erkennungsmerkmale eines Pilzes nochmal direkt vor Auge halten. Unterschätzen Sie diesen Lerneffekt nicht. Fast überall werden auch geführte Pilztouren angeboten; auch hier gibt es einen äußerst großen Lerneffekt. Anfänger erhalten mit diesen Methoden sehr zügig ein gutes Basiswissen. Nutzen Sie diese Chance - auch wenn es mal ein paar Euro kostet (teuer sind solche Touren und Bewertungen beim besten Willen nicht, da sie meist nur eine Aufwandsentschädigung darstellen).