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In
der heutigen Zeit gibt es viele Tools bzw. für
das Handy auch Apps, mit denen man angeblich Pilze
bestimmen kann. Solche Tools können bestenfalls
zur Eingrenzung, niemals aber zur Bestimmung von
Pilzen dienen. Die Beobachtungsgabe des Menschen
ist nicht fehlerfrei und auch die Natur verhält
sich nicht immer nach Norm. Dennoch können
solche Tools die Bestimmung vereinfachen. Aber
nochmal: zur Bestimmung dienen solche Tools nicht,
nur zur Eingrenzung!
Bestimmungsmerkmale
von Pilzen
Pilze
zu bestimmen ist ein äußerst komplexer
Vorgang. Viele Anfänger machen dabei den Fehler
sich die Pilzbestimmung einfach zu machen. Da ist
mal schnell ein Pilz unter einer Birke ein Birkenpilz
und ein Pilz mit weißem Hut und rosanen Lamellen
ein Champignon. Wenn man sich klar macht, dass es
allein in unseren Breitengraden ca. 5.000 Pilzarten
gibt, dann ist es nur natürlich, dass die Kombination
weißer Hut - rosane Lamellen bei mehr als
einem Pilz vorkommt. Ebenso werden unter Birken
auch andere Pilze wachsen als Birkenpilze.
Folgend
möchten wir Ihnen die Komplexität der
Pilzbestimmung erläutern und eine Vorgehensweise,
wie Sie Pilze bestimmen sollten angeben.
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Punkt
1 - Zeit und Ort
Wichtig
ist immer zu wissen, wann und
wo Sie einen Pilz gefunden haben.
Mit "wann" ist natürlich
nicht die Uhrzeit sondern der
Monat bzw. Jahreszeit gemeint.
Auch das "Wo" ist so
präzise wie möglich
festzuhalten. Ein einfacher Parameter,
wie z. B. "im Wald"
wird in den meisten Fällen
nicht ausreichen. Begutachten
Sie Ihren Fundort so genau wie
möglich. Welche Bäume
stehen in der Nähe des Pilzes
(Kauftipp: Welcher
Pilz ist das?: Extra: Pilze und
ihre Baumpartner)?
Welchen Nährboden nutzt der
Pilz (z. B. Boden, Holz, Pflanzenabfälle
etc.). Um das "Wo" festzuhalten
sind natürlich zumindest
auch Grundkenntnisse in Baumkunde
unerlässlich.
Merkmale:
- Jahreszeit
/ Monat (z. B. Sommer, August)
- Fundort (z.
B. unter einer Birke) |
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Punkt
2 - Die äußere
Erscheinungsform
Die
äußere Erscheinungsform
eines Pilzfruchtkörpers ist
in der Regel das Erste, was man
von einem Pilz wahrnimmt. Hier
sollte man schon mal die grundsätzlichen
Ausmaße (Größe)
sowie die Farbe der Hutoberfläche
bzw. des Fruchtkörpers aufnehmen.
Zu beachten ist, dass es häufig
vorkommt, dass ein und die selbe
Pilzart in unterschiedlichen Größen
und Farben auftreten kann. Beachten
Sie natürlich auch die grundsätzliche
Form eines Pilzes - nicht jeder
Pilz hat einen Hut und Stiel;
es gibt auch viele andere Formen.
Merkmale:
- Pilzform
(z. B. Hut und Stiel, kugelig)
[Beispiel]
- Pilzgröße (z. B.
20 cm Durchmesser)
- Farbe (z. B. bräunlich) |
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Punkt
3 - Hutoberfläche
und Hutform
Neben
der Farbe der Hutoberfläche
ist auch die Hutform zu beachten
(insofern es sich um einen Pilz
mit Hut handelt). Hüte können
z. B. flach ausgebreitet, kegelig,
glockig, gewölbt, kugelig
etc. sein. Prüfen Sie Hüte
auf Riefungen, Höckerungen
oder Furchungen. Beachten Sie
den Rand - ist er scharf, wellig,
fransig, eingebogen...? Des Weiteren
können Hüte Vertiefungen
und / oder Bucklungen besitzen.
Die voran beschriebenen Merkmale
sind oft auch altersspezifisch.
Weitere Merkmale können eine
grubige, filzige, samtige, rissige,
schuppige, glatte, hygrophane
oder schmierige Huthaut sein.
Prüfen Sie auch, ob und wie
weit die Huthaut abziehbar ist
und ob unter der abgezogenen Huthaut
eine Verfärbung sichtbar
wird.
Merkmale:
- Hutoberfläche
(z. B. samtig) [Beispiel]
- Hutform (z. B. ausgebreitet)
[Beispiel]
- Hutrand (z. B. fransig) [Beispiel]
- Huthaut (z. B. teilweise abziehbar)
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Punkt
4 - Hutunterseite
Ein
äußerst wichtiges Merkmal
eines Pilzes findet man auf der
Hutunterseite (sofern die Fruchtform
überhaupt einen Hut besitzt).
Auf der Hutunterseite können
sich Röhren (Schwämme),
Lamellen, Leisten oder Stacheln
befinden. Zuerst ist natürlich
deren Färbung zu beachten.
Aber das ist noch längst
nicht alles. Lamellen können
sehr dicht bis sehr entfernt stehen,
es können auch Zwischenlamellen
vorhanden sein. Die Schneiden
der Lamellen können eine
Färbung aufweisen und können
glatt, wellig oder gekerbt sein.
Zudem gibt es viele Pilze bei
denen die Lamellen Gabelungen
aufweisen. Bei Röhrenpilze
gilt es neben der Färbung
auch die Porengröße
zu beachten. In jedem Fall ist
die Anwachsstelle am Stiel zu
beachten. Lamellen oder Röhren
müssen nicht am Stiel angewachsen
sein, in diesem Fall spricht man
von freien Lamellen. Daneben gibt
es die Möglichkeit, dass
Lamellen gerade, abgerundet, mit
einem Zahn oder ausgebuchtet angewachsen
sind bzw. sogar am Stiel herablaufen.
Des Weiteren empfiehlt sich etwas
Druck auf Lamellen, Röhren
etc. auszuüben um zu prüfen,
ob eine Verfärbung eintritt
oder z. B. Milch austritt.
Merkmale:
- Hutunterseite
(z. B. Lamellen)
- Lamellenaussehen (z. B. eng
stehend) [Beispiel]
- Röhrenaussehen (z. B. enge
oder große Poren) [Beispiel]
- Anwachsstelle am Stiel (z. B.
gerade angewachsen) [Beispiel]
- Reaktion auf Druck (z. B. Verfärbung)
[Beispiel] |
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Tipp
5 - Der Stiel
Auch
der Stiel bietet äußerst
wichtige Unterscheidungsmerkmale.
Zuerst ist natürlich einmal
die Farbe des Stieles zu beachten
und ob er ggf. eine Musterung,
Natterung, Netzung, Schuppung
oder Faserung aufweist. Am Stiel
kann sich auch ein sog. Ring befinden.
Dieser kann ziemlich verkümmert
bis sehr ausgeprägt sein;
er kann gerade am Stiel abstehend,
hängend oder aufsteigend
sein, zudem kann er auf einer
Seite oder auch beidseitig eine
Riefung besitzen. Bei einigen
Ringen zeigt der Ring an bestimmten
Stellen eine Verfärbung.
Natürlich besitzt nicht jeder
Pilz einen Ring am Stiel. Eine
weitere Rolle spielt die Konsistenz
des Stieles; ist er kräftig
oder schlank, brüchig oder
zäh? Zudem kann ein Stiel
voll ausgestopft oder hohl sein
- wobei dieser Zustand sehr häufig
auch altersabhängig ist.
Weiter ist noch die Stielform
(z. B. keulig, zylindrisch etc.)
zu beachten.
Merkmale:
- Stielfarbe
(z. B. weiß)
- Stieloberfläche (z. B.
Netzmuster) [Beispiel]
- Ring (z. B. fehlend, hängend,
aufsteigend) [Beispiel]
- Stielkonsistenz (z. B. brüchig)
- Stielform (z. B. zylindrisch)
[Beispiel] |
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Punkt
6 - Die Stielbasis
Zum
Bestimmen sollten Pilze nie abgeschnitten
sondern komplett aus dem Boden
ausgegraben werden. Ansonsten
würde ein weiteres, sehr
wichtiges Unterscheidungsmerkmal
verloren gehen - und zwar die
Basis des Stiels. Hier kann sich
z. B. auch eine Verdickung, eine
Knolle oder gar eine "richtige"
Wurzel befinden. Beachten Sie
bitte, dass eine Verdickung nicht
unbedingt einer Knolle entsprechen
muss. Bei einer Knolle wächst
der Stiel regelrecht aus dieser,
während eine Verdickung (knollig)
nur eine Verbreiterung des Stieles
darstellt, die u. Umständen
auch knollenähnlich aussehen
kann. Bei einer Knolle beachten
Sie bitte, wie diese zum Stiel
steht (ist sie anliegend? ist
sie offen stehend?). Zudem kann
eine Knolle Stachel-/Warzengürtel
besitzen. Ggf. ist auch auf Verfärbungen
Acht zu geben. Anfänger sollten
Pilze bei denen die Stiele aus
Knollen wachsen, inbesondere wenn
die Knolle (bzw. in diesem Fall
Volva) offen steht meiden, da
sich hierunter sehr viele, sehr
giftige (tödliche) Pilze
befinden.
Merkmale:
- Stielbasis
(z. B. Knolle) [Beispiel]
- Knolle (z. B. offen stehende
Volva) [Beispiel] |
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Punkt
7 - Geruch und Geschmack
Auch
auf diese beiden Sinne sollten
Sie nicht verzichten. Der Geruch
ist ein sehr wichtiges Merkmal;
leider wird Geruch u. U. von Menschen
auch sehr individuell bzw. anders
wahrgenommen. Ähnliches gilt
auch für den Geschmack. Jedoch
ist bei einigen Pilzen (z. B.
Täublingen) eine Geschmacksprobe
angebracht um die Genießbarkeit
festzustellen. Andererseits sollten
Anfänger Geschmacksproben
generell unterlassen, da es äußerst
gefährliche Pilze gibt bei
denen eine Geschmacksprobe entfällt
bzw. tödlich enden könnte.
Zudem besteht die Gefahr sich
mit dem tödlichen Fuchsbandwurm
zu infizieren. Generell ist zu
empfehlen, Geschmacksproben immer
auszuspucken.
Merkmale:
- Geruch
(z. B. nach Mandeln)
- Geschmack (z. B. rettichartig) |
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Punkt
8 - Sporen
Auch
Pilze müssen sich irgendwie
weiterverbreiten. Das tun sie
mittels ihrer Sporen. Da aber
auch die Sporen von Pilzen nicht
alle gleich sind, eignen sie sich
ebenfalls als Bestimmungsmerkmal.
Die Sporenfarbe ist dabei in vielen
Fällen relativ einfach zu
ermitteln. Pilzhüte werden
einfach auf ein weißes Blatt
Papier gelegt und danach muss
man ein bisschen warten. Spätestens
nach einigen Stunden sind bereits
einige Sporen auf das Blatt gefallen
und man kann die Farbe erkennen.
Nach Möglichkeit verwendet
man für diesen Vorgang keine
ganz jungen Exemplare. Handelt
es sich nicht um "Hutpilze",
kann die Ermittlung der Sporenfarbe
etwas schwieriger werden. Leicht
zu Erkennen ist die Sporenfarbe
von Bovisten bzw. Stäublingen.
Hier wird einfach die Reife abgewartet
und dann drückt man einfach
auf den Fruchtkörper und
schon kommen die Sporen ans Tageslicht.
Sporen unterscheiden sich aber
nicht nur in ihrer Farbe. Auch
in ihrer Größe, Form,
Beschaffenheit sind sie unterschiedlich.
Um diese Unterschiede aber festzustellen
werden Sie ein Mikroskop benötigen.
Steht Ihnen ein solches zur Verfügung,
empfiehlt es sich in jedem Fall
davon auch Gebrauch zu machen.
Viele Pilze lassen sich hundertprozentig
genau auch nur unter dem Mikroskop
bestimmen.
Merkmale:
- Sporenfarbe
(z. B. braun)
- Sporenform (z. B. ellitpisch)
- Sporenbeschaffenheit (z. B.
mit Keimporus, feinwarzig) |
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Punkt
9 - Allgemeines
Man
erkennt, dass es wesentlich mehr
Merkmale bei den Pilzen zur Unterscheidung
gibt, als viele denken. Bei der
Bestimmung ist es wichtig, dass
alle angegebenen Merkmale übereinstimmen.
Natürlich kann auch mal die
Natur ihre Launen haben oder das
eine oder andere Merkmal ist in
der Praxis schwer zu erkennen;
jedoch wird bei einer Abweichung
die Bestimmung sehr unsicher.
Und "fast sicher zu sein"
hat für einige Menschen schon
den Tod bedeutet - das gilt es
immer zu bedenken.
Merkmale:
- es
gib viele Merkmale zur Bestimmung
- ein Pilz ist erst dann bestimmt,
wenn ALLE Merkmale übereinstimmen |
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Neu:
Auf pilzeweb.mushroom-toxin.de
haben Sie die Möglichkeit Pilzfotos inkl. einer
kurzen Beschreibung hochzuladen. Nutzer dieser Seite
können Sie somit ggf. bei der Bestimmung unterstützen.
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